Danke, ihr seid nicht alleine- an alle Frauen da draußen, die das Leben während Corona meistern
Aktualisiert: 7. März 2021

Homeschooling, Mental Load, Homeoffice, Pandemie, Einsamkeit, Kontaktverbote und -vermeidung, Impfung - Begriffe, die wir jeden Tag hören, die seit Monaten unser Leben prägen. Zurück zur Normalität, ein
Wunsch aller. Große Hoffnungen werden in die Impfungen gesetzt.
Zum Weltfrauentag möchte die Frauen Union „Danke“ sagen. „Danke“ an alle
Frauen, die in der Coronakrise über sich hinauswachsen und die
Krisensituation besonders meistern. Davon gibt es viele, die wir in der
Öffentlichkeit gar nicht wahrnehmen, die hinter verschlossenen Haustüren
ihre Wege gehen und den ganz normalen Alltag bewältigen.
Hier sind Beispiele von Kaarster Frauen, wie sie die Coronakrise erleben.
Julia, 18 Jahre, Auszubildende, beschreibt, dass die theoretischen Teile ihrer
Ausbildung via Onlinekonferenzen stattfinden und der Kontakt zu den
Kommilitonen fehlt. Sie sagt dazu: „Die Onlinelehre belastet enorm, da die
Routine fehlt und die Konzentration nachlässt. Man fühlt sich auf irgendeine
Art und Weise allein gelassen, obwohl die Betriebe natürlich den Umständen
entsprechend alles dafür tun, um für uns da zu sein.“ Der praktische Teil ihrer
Ausbildung wurde verkürzt und unter schweren Auflagen durchgeführt.
Über ihr privates Leben berichtet sie: „Auch auf
Freundschaften/Bekanntschaften wirkt sich der Coronalockdown aus. Ich
treffe mich seit dem Lockdown regelmäßig nur noch mit einer Freundin. Das
Thema Familie finde ich sehr traurig. Durch die Pandemie sehe ich meine
Großeltern noch weniger als vorher.“
Brigitte, ehrenamtliche Geschäftsführerin des Kunstcafes Einblick erklärt:
„Nicht arbeiten zu dürfen ist für Menschen mit Handicap eine große
Herausforderung, denn ohne das tägliche „Fördern und Fordern“ gehen
erworbene Fähigkeiten schnell wieder verloren. Außerdem sind wir ein
Inklusionsprojekt mit dem Ziel beeinträchtigte und benachteiligte Menschen
in die Gesellschaft zu integrieren, diesen wichtigen Auftrag können wir nun
seit einem Jahr nicht nachkommen, im Gegenteil, seit der Coronakrise finden
Menschen mit Handicap noch weniger Beachtung. Sie benötigen ihre Arbeit
auch, um zu erfahren, dass sie eine wichtige Aufgabe in der Gesellschaft
wahrnehmen.“
Nina, 31 Jahre, Bildungsreferentin und Mutter von 2 Kindern, konnte
coronabedingt kaum in Präsenz arbeiten. Was sie aber bemerkt hat und was
ihr große Sorgen bereitet: „Fast alle jungen Mütter, die unter Coronabedingungen ihre Kinder geboren haben, waren zwar verständnisvoll, aber doch stark belastet, durch die Vorsorgen, zu denen sie nur alleine gehen durften, besonders aber durch die Zeit in der Klinik, in denen sie nur sehr begrenzt Unterstützung durch die Väter ihrer Kinder erfahren konnten. Einige
Frauen fühlen sich dadurch in dieser sensiblen Zeit allein und ausgeliefert,
was Traumata begünstigt.“
Nadine, 36 Jahre alt, Fachschwester für Anästhesie und Intensivpflege,
Mutter von drei pubertierenden Jungen, dass das letzte Jahr für sie
kräftezehrend war. Ihre Kinder gehören zur Risikogruppe. Die Unterstützung
für einen ihrer Söhne durch den Pflegedienst entfiel, weil das zuständige Amt
Zuhause keine Integration bezahlt. Ein Ämter- und Pflegekassenkrieg begann.
Ihre Arbeit auf der Station beschreibt sie mit den Worten: „Ein unbekanntes
Virus, viele schwerstkranke Menschen und Arbeit bis über beide Arme.
Ich liebe meinen Job wirklich, aber im letzten Jahr habe ich so oft darüber
nachgedacht diesen an den Nagel zu hängen.“
Sandra, 43 Jahre, Inhaberin einer Praxis für Podologie, meistert ihren Alltag
als Frau in Zeiten dieser Pandemie vor allem mit Geduld, Einfallsreichtum und
viel Humor. Sie stellt sich selbst bei unzähligen Dingen hinten an, weil es so
viel gibt, um das sie sich kümmern muss. „Meine Praxis und Angestellte,
Homeschooling, meine Mutter, mein Mann im Homeoffice. Ich baue alles
darum herum. Mit einer trotzdem positiven Grundhaltung und kleinen
Highlight, wie einem feinen Essen aus einer unserer tollen Gastronomien am
heimisch hübsch gedeckten Tisch.“
Dagmar, im Ruhestand, 70 Jahre, alleinlebend, berichtet, dass der 1.
Lockdown schon ihre Kontakte mit Sportgruppe, der Kartenspielgruppe,
Theater- und Kabarettbesuche sowie Reisen verhinderte. Ihre Kontakte mit
der Familie fanden überwiegend telefonisch statt, weil ihre Töchter
vermeiden wollten, dass sie an Corona erkrankt. „Meinen runden Geburtstag
habe ich im letzten Jahr mit einer meiner Töchter, die in der Nähe wohnt,
verbracht. Im Sommer besuchte ich die Familie meiner Tochter, konnte aber
leider die Einschulung meines Enkels nicht erleben, weil die Großeltern nicht
dabei sein durften. Ich war zu Weihnachten und Sylvester alleine. Meinen
Enkel habe ich seit 6 Monaten nur über Facetime sehen und sprechen
können.“ Seit einem Jahr sind Spaziergänge über die naheliegenden Felder
oder durch den Vorster Wald ein wichtiger Beitrag zu ihrer Gesundheit
geworden. Einzig und allein ihre ehrenamtlichen Kontakte (telefonisch, durch
Zoom und per Email) brachten Struktur in ihren Tagesablauf, lenkten sie ab
und forderten sie.
Rita, 39 Jahre, Lehrerin in Teilzeit, Mutter von einem fast 2 jährigen Sohn
und wieder guter Hoffnung erzählt, dass sie die Pandemiezeit in Deutschland
als gesellschaftlich und politisch sehr ernüchternd und mit großer Sorge, aber
auch Hoffnung für die Zukunft unserer Kinder erlebt.
„Ernüchternd finde ich die Tatsache, dass soziale Ungerechtigkeiten durch
zum Teil notwendige politische Entscheidungen verstärkt wurden. Regeln der
Kontaktbeschränkungen, teilweise Wegfall der institutionellen sowie privaten
Betreuungsmöglichkeiten, aber vor allem die Einschränkungen möglicher
Aktivitäten sind für Kinder, die in Einfamilienhäusern mit großem Garten
aufwachsen dürfen, wesentlich einfacher zu verkraften als für Kinder, die mit
vielen Personen auf engem Raum leben müssen. Die Familienzuzahlungen
der Bundesregierung sind gut gemeint, aber Geringverdienende können
damit nicht im Ansatz den finanziellen Verlust durch Kurzarbeit und
gleichzeitiger Fortzahlung von Kita-Gebühren, Essensgeld und
Eigenbetreuung der Kinder auffangen. Diese wiederum wird meiner
Erfahrung nach meisthin von den Müttern organisiert. Ob im Kleinkindalter
der Wohnraum oder der Garten zum Spiel- und Sportplatz umfunktioniert
wurde, täglich gemalt, gebastelt und vorgelesen wird oder später das
Homeschooling begleitet und unterstützt wird, während parallel der Haushalt
geführt und die Telefonkonferenz oder der Online-Unterricht vorbereitet und
gehalten wird. Auch Väter, die sich in dieser Zeit an der neuen
Familienorganisation beteiligen, sehe ich zunehmend belastet und einem
unglaublichen Stresslevel ausgesetzt.“ Sie sieht Kinder, die darunter leiden, dass ihnen der gewohnte Alltag weggebrochen ist, dies gilt vielleicht nicht für alle, aber jedes Kind, dass
leidet, ist eines zu viel.
Ihre Hoffnung ist, dass sowohl die Politik als auch die Gesellschaft in
Deutschland die richtigen Lehren aus dieser Corona-Krise treffen.
Hygienemaßnahmen, wie Luftfilter und Desinfektionsmöglichkeiten, sollten
zur langfristigen Prävention in jedem Betrieb und in jeder Schule
verpflichtend werden. Die Digitalisierung sollte endlich effizient und
datenschutzrechtlich positiv und flächendeckend in allen gesellschaftlichen
Bereichen eingesetzt werden, immer dort wo es sinnvoll den Alltag
erleichtert. Unsere Arbeitsbedingungen, wie Arbeitszeitmodelle, Homeoffice
sowie Löhne und Gehälter besonders für Berufe, die sich in den Dienst der
Gesellschaft stellen, müssten angehoben werden. Ebenso sollte unbedingt in
die Gesundheits-, Bildungs- und Familienpolitik investiert werden, um die
Gesellschaft und die Familien mit niedrigem und mittleren Einkommen
stärker zu entlasten. „Ich wünsche mir eine Gesellschaft, die sich gegenseitig
respektiert und sich nicht mehr spalten lässt, sondern zusammenhält und für
eine erstrebenswerte Zukunft unserer Kinder die Weichen stellt.“
Gülcan, 49 Jahre alt, Mutter eines 7jährigen Sohnes, Schwerbehinderte,
berichtet, dass ihre Leben durch Homeschooling und Homeoffice eine
wahnsinnige Herausforderung darstellt. „Als gewissenhafte Mitarbeiterin und
Mutter habe ich Schwierigkeiten mit dem Gefühl, allen nicht gerecht werden
zu können. Es ist unmöglich alles im Gleichgewicht zu halten. Somit bleibt die
Gesundheit auf der Strecke.“
Bettina, 43 Jahre, Geschäftsführerin eines Unternehmens mit 20
Mitarbeitern, zweifache Mutter, stellt dar, dass Corona für alle Menschen
eine unglaubliche Herausforderung ist. Für Familien dazu noch eine erheblich
größere mit Homeschooling, der zunehmenden Verunsicherung auch um die
Zukunft der Kinder, deren mögliche psychische Belastung etc. „Hinzu kommt
bei mir persönlich die Sorge um die wirtschaftliche Situation der Firma und
unserer Mitarbeiter, die Belastung durch die Einhaltung der Corona-Regeln,
das Einführen des mobilen Arbeitens, um auch die Gesundheit der
Mitarbeiter zu schützen. Der Spagat zwischen Familie und Beruf hat sich
durch Corona noch einmal - nicht nur bei mir - verstärkt gezeigt. Gleichzeitig
nicht auf die bewährten Betreuungssysteme durch die Omas zurückgreifen zu
können - bei uns mit 2 Teens zu bewerkstelligen, bei Familien mit kleinen
Kindern - kräfteraubend. Und besonders ärgert es mich, dass es keine
adäquate Lösung für die Kinder gibt. Die meisten Lehrer und Schulleiter
geben ihr Bestes, da bin ich sicher. Allerdings werden sie finanziell und
rechtlich von der Politik alleine gelassen. Hier muss schnellstens eine Lösung
her.“
Danke, ihr seid nicht allein. Ihr werdet gesehen, ihr macht eure Arbeit gut.
Wir kämpfen gemeinsam gegen das Virus und finden den Weg in die
Normalität zurück.