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NGZ-Interview mit unserem Fraktionsvorsitzenden Ingo Kotzian: „Die schwarz-grüne Koalition ist gut“

Kaarst Der CDU-Fraktionsvorsitzende spricht über die Koalition und seinen ersten Eindruck von Ursula Baum. Er gibt aber auch zu, dass er sich den Wechsel an der Spitze der CDU-Fraktion anders gewünscht hätte.


Herr Kotzian, hat sich die CDU mittlerweile von der Wahlschlappe erholt?

INGO KOTZIAN Wir sind dabei.


Wieso haben Sie sich auf den Fraktionsvorsitz beworben?


KOTZIAN Weil es eine interessante Aufgabe ist, auf die ich mich durch meine bisherige politische Tätigkeit gut vorbereitet fühle. Gerne möchte ich meine Erfahrungen zum Wohle der CDU und der Stadt einbringen.


Welche Fähigkeiten bringen Sie für diese Position mit?

KOTZIAN Ich bin selbstständiger Handwerksmeister, Familienvater und stehe mitten im Leben. Ich habe meine eigene Art, auf Menschen zuzugehen und mit Menschen gemeinsam zu arbeiten, und zwar erfolgreich. Als Zimmerer arbeite ich am Tragwerk, handfest, sichtbar, greifbar. Ich bin lebenserfahren, belastbar und bereit, meine menschlichen und praktischen Fähigkeiten für meine Heimatstadt einzubringen. Aus meiner Sicht passe ich in das Anforderungsprofil – wie die Verwaltung es ausdrücken würde.


Die Fußstapfen sind groß, Lars Christoph war ein Fachmann auf allen Gebieten. Werden Sie die Fraktion anders führen oder ticken Sie ähnlich wie Ihr Vorgänger?

KOTZIAN Ich teile die Wertschätzung für Lars Christoph. So weit, so gut. Zur Demokratie gehört auch der Wechsel. Der hat stattgefunden, wobei es keine Überraschung ist, dass ich den etwas anders gewünscht hätte. Ich werde nun die Aufgabe Fraktionsvorsitzender mit meiner Art ausfüllen. Als Fraktionsvorsitzender bin ich zunächst einer unter gleichen, nur als Sprecher und Moderator etwas hervorgehoben. Geben Sie mir und meinen Stellvertretern Christian Horn und Dennis Oscheja die Chance, uns einzubringen.


Wie läuft die Arbeit an? Wegen Corona konnten Sie so viel ja noch nicht machen...

KOTZIAN Wir haben den Eindruck, dass unsere Fraktion ganz gut gestartet ist, jedenfalls haben wir die ersten Auftritte im neuen Stadtrat ordentlich über die Bühne bekommen.


Welche Themen wollen Sie mit der Fraktion in den nächsten fünf Jahren vorantreiben?

KOTZIAN Das werden wir Schritt für Schritt auf der Grundlage unseres Wahlprogramms erarbeiten. Wir müssen uns den Folgen der Pandemie stellen, die Schulen und Kitas müssen laufen, der Rat muss den Haushalt 2021 fertig machen. Das sind Aufgaben für jetzt.


Und was sind die Aufgaben für später?

KOTZIAN Wir haben die Großinvestitionen zur Gesamtschule in Büttgen und zur Grundschule Stakerseite vor der Brust, unsere Ziele im Klimaschutz und für die Stadtmitte. Sport und Gewerbe kommen dazu, das ist Arbeit satt für engagierte Kaarster. Lassen Sie uns bitte etwas Zeit, uns in der Fraktion und im Rat auch menschlich zueinander zu finden. Nicht alles ist bereits perfekt eingeübt. Hast und Hektik sind nicht die Gebote der Stunde.


Noch ist es zu früh für eine erste Bilanz. Trotzdem: Welchen Eindruck macht die neue Bürgermeisterin Ursula Baum auf Sie?

KOTZIAN Uschi Baum ist kommunalpolitisch durchaus erfahren und ambitioniert. Das ist in ihrem Auftreten spürbar. Sie hat eine der wichtigsten Aufgaben an sich gezogen und damit zur Chefsache gemacht, die Wirtschaftsförderung. Wir sind gespannt, wie sie dieses Thema angehen wird und welche Effekte dabei rauskommen. Sie hat sich selbst hohe Ziele gesteckt und wird sich an diesen messen lassen müssen.


Wird die CDU-Fraktion sie dabei unterstützen?

KOTZIAN Da, wo es möglich und nötig ist, wird die CDU sie natürlich unterstützen, denn solide Finanzen und eine florierende Wirtschaft sind die Grundlage kommunalen Handelns. Etwas schade finde ich es daher, dass ich als Vorsitzender des Finanz- und Wirtschaftsförderungsausschusses aus der Zeitung von einem „Weihnachtsgeschenk“ an einen möglichen neuen Gewerbetreibenden erfahre. Wenn wir zum Wohle der Stadt helfen sollen, müssen wir auch eingebunden werden.


Die CDU steht vor einem Neuanfang. Was muss passieren, damit sie wieder als Einheit auftritt nach den vergangenen beiden Jahren, in denen sich die Partei intern ziemlich zerstritten hat?

KOTZIAN Die CDU ist eine erfahrene Partei, die sich seit Jahrzehnten für das Gemeinwesen einsetzt und für Kaarst anerkannt gut gearbeitet hat und arbeiten wird. Wir sind eine Volkspartei, der bei unbewältigten Meinungsunterschieden das passieren kann, was jeder in Kaarst politisch Interessierte im Moment vor Augen hat. Wir werden wieder Tritt fassen und haben damit auch schon begonnen. Aber es liegt sicher auch noch ein Stück Arbeit vor uns.


Welche Person ist fähig, die Partei als Vorsitzender wieder zu vereinen?

KOTZIAN Ich bin zuversichtlich, dass die Mitgliederversammlung eine fähige Person finden wird.


Für die Koalition mit den Grünen haben Sie viel Kritik einstecken müssen, vor allem für den Zeitpunkt und die schnelle Entscheidung, diese Koalition einzugehen. Was entgegnen Sie den Kritikern?

KOTZIAN Die Koalition ist gut. Was wir vereinbart haben, kann nachgelesen und kommentiert werden. Fachdiskussion ist weiterhin erwünscht. Dass wir im Interesse der Stadt zügig entschieden haben, um Rat und Ausschüsse an die Arbeit zu bringen, finde ich nicht kritikwürdig.


Hätte es keine andere Möglichkeit für eine Ratsmehrheit mit der CDU gegeben?

KOTZIAN Theoretisch gibt es immer viele Möglichkeiten. Aber die politische Realität ist auch ein wichtiger Faktor. Ist es nicht vernünftig, eine stabile Mehrheit zu bauen? Ist es für die Stadtentwicklung als Ganzes nicht sinnvoll, eine tragfähige Zusammenarbeit für eine Periode zu begründen, um so für die Ziele unseres Programms die Chancen zu erhöhen? Unsere Fraktion hat sich die Auffassung erarbeitet, dass wir eine ordentliche Vereinbarung mit den Grünen geschlossen haben.


Es gibt viele, die Sie als Junior-Partner von Christian Gaumitz (Fraktionsvorsitzender der Grünen, Anm. d. Red.) sehen. Wie sehen Sie die Zusammenarbeit?

KOTZIAN Die Zusammenarbeit ist auf die Themen und die Zukunft konzentriert. Von mir aus sollte es so weitergehen. Die Größen und Gewichte unserer Fraktion sind bekannt. Wir wollen miteinander arbeiten und bewerten uns nicht gegenseitig.


Haben Sie Angst, dass die CDU-Politik zu „grün“ wird?

KOTZIAN Nein.

In der Stadtkasse klafft ein großes Loch, nachdem ein potenter Steuerzahler nach Monheim abgewandert ist. Wie wollen Sie das Loch stopfen?


In der Stadtkasse klafft ein großes Loch, nachdem ein potenter Steuerzahler nach Monheim abgewandert ist. Wie wollen Sie das Loch stopfen?

KOTZIAN Der Haushalt und die Kassenlage der Stadt hängen von vielen Einflussfaktoren ab. Bei einem großen Einnahmeausfall müssen wir nachsteuern, möglicherweise an mehreren Projekten neu justieren. Löcher lassen sich nicht „stopfen“, wir müssen die Planung anpassen. Genau aus diesem Grund haben wir im Koalitionspapier die Verantwortung für solide Finanzen so hoch gewichtet. Wir sind eben auch wirklich abhängig von externen Faktoren.

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